Die nordrhein-westfälische M+E-Industrie durchlebt im Jahr 2020 enorme konjunkturelle Wechsellagen. Nach dem tiefen Einbruch im zweiten Quartal setzte im dritten Quartal eine kräftige Erholung ein. Zum Jahresende verlor die Erholung jedoch wieder an Geschwindigkeit, da erneute Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Wirtschaft belasteten - bis zur Rückkehr zum Normalniveau ist es noch ein gutes Stück. Damit schließt die nordrhein-westfälische M+E-Industrie das Jahr 2020 mit tiefroten Zahlen ab. Wann die Produktionsleistung auf ihr Normalniveau zurückkehrt, ist fraglich, selbst wenn die Unternehmen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie durchstehen, mit dem Strukturwandel ist die nächste große Herausforderung zu bewältigen.
Produktion
Der kräftigen Erholung im dritten Quartal folgte ein durchwachsenes viertes Quartal. Zwar legte die Produktion im Vergleich zum Vorquartal um 2,5 Prozent zu, das Vorkrisenniveau, gemessen am vierten Quartal 2019, wurde jedoch um 4,5 Prozent unterschritten. Damit konnten weder der alte Wachstumspfad erreicht, noch die erlittenen Produktionsausfälle kompensiert werden. Auf das gesamte Jahr 2020 gesehen lag der Produktionsrückgang bei 11,9 Prozent.
Wenngleich auf Jahressicht keine Branche im Mittel ihren Ausstoß steigern konnte, weist der Blick auf die Branchen ein heterogenes Bild aus. Der Einbruch in den automobilnahen Branchen war sehr breit und tief, während in den Branchen der Elektroindustrie der Produktionsrückgang vergleichsweise moderat ausfiel. In der Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stagnierte im vierten Quartal die Erholung und auf Jahressicht lag der Produktionsrückgang bei 22,5 Prozent. Im Maschinenbau sank die Produktion im Quartalsvergleich um 0,3 Prozent und auf das Jahr gesehen verlor die Branche 10,6 Prozent. Demgegenüber konnten die Branchen Herstellung von DV-geräten (9,7 Prozent) und Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (2,2 Prozent) auch im vierten Quartal signifikant zulegen, trotzdem fielen die Jahresbilanzen negativ aus (-4,5 bzw. -6,5 Prozent).
Auftragseingänge
Nachdem in den Sommermonaten die Auftragseingänge ordentlich zulegten zeigte sich auch zum Jahresende eine rege Ordertätigkeit. Die saisonbereinigten Bestellungen legten im Vorquartalsvergleich um insgesamt 5,4 Prozent zu, dabei stiegen die Auslandsbestellungen (7,4 Prozent) stärker als die Inlandsbestellungen (3,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte das Niveau der Auftragseingänge um 11,4 Prozent zu – allerdings war das Auftragsvolumen im vierten Quartal 2019 besonders niedrig. Die erfreuliche Dynamik im zweiten Halbjahr 2020 reichte jedoch nicht aus, um die zuvor erlittenen Ausfälle zu kompensieren. Auf Jahressicht lagen die Auftragseingänge um 6,0 Prozent unterhalb des ohnehin schwachen Vorjahresniveaus (Ausland: -10,0 Prozent; Inland: -1,6 Prozent).
In der Gießerei-Branche (-5,1 Prozent) und in der Branche Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (-6,0 Prozent) waren die Bestellungen im Vergleich zum Vorquartal rückläufig. Im Maschinenbau lagen die Bestellungen um 3,1 Prozent über dem Niveau des dritten Quartals, in der Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen lag der Abstand zum Vorquartal bei 6,2 Prozent – letzteres war vor allem auf eine erhöhte Auslandsnachfrage zurückzuführen (10,6 Prozent). In der Jahresbilanz mussten insbesondere die Maschinenbauer (-10,0 Prozent) und die Gießereien (-17,4 Prozent) mit einer schwachen Nachfrage leben.
Umsatz
Im vierten Quartal erwirtschafteten die nordrhein-westfälischen M+E-Betriebe einen Umsatz von 41,1 Mrd. Euro, damit wurde das Vorjahresquartal nahezu bestätigt (41,2 Mrd. Euro), allerdings war das Schlussquartal 2019 bereits von der Industrierezession gekennzeichnet und fiel entsprechend schwach aus. Auf das gesamte Jahr gerechnet sank der Umsatz um 9,8 Prozent oder 16,1 Mrd. Euro – das mehr als einem Monatsumsatz der gesamten nordrhein-westfälischen M+E-Industrie entspricht.
Die Hauptlast des Umsatzeinbruches trugen die Branche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-16,7 Prozent) und die Gießereien (-19,3 Prozent).
Beschäftigung
Die Beschäftigtenzahl der nordrhein-westfälischen M+E-Industrie sank gegenüber dem Vorjahreswert im vierten Quartal um 3,8 Prozent auf nun 699.442 Personen. Auf Jahressicht lag der Rückgang der Beschäftigung bei 2,7 Prozent. Binnen eines Jahres gingen im Durchschnitt pro Monat 2.295 Arbeitsplätze verloren. Gemessen an den oben aufgezeigtenschweren Produktionseinbrüchen blieben die Beschäftigtenzahlen aber relativ gesehen stabil, die Betriebe versuchen die Beschäftigten trotz der Doppelbelastung von Strukturwandel und Rezession an Bord zu halten. Dafür spricht auch die weniger steil fallendeBeschäftigungskurve am aktuellen Rand.
(Quelle: IT.NRW; eigene Berechnungen)