- Optionale tarifliche Regelungen zur Beschäftigungssicherung
- Optionale tarifliche Regelungen zur Transformation
- Laufzeitabhängiger Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung
- Lösung zu dauerhaften automatischen Differenzierungen
Der Verband der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW) hat der IG Metall am Freitag bei der 3. Verhandlung für die rund 700.000 Beschäftigten dieses Industriezweigs in Düsseldorf die Struktur für eine Lösung in der Tarifrunde 2021 vorgeschlagen. Im Einzelnen ist darin vorgesehen
- die Entwicklung optionaler tariflicher Regeln, die Betrieben passgenaue Gestaltungsmöglichkeiten zur Beschäftigungssicherung eröffnen,
- die Entwicklung optionaler tariflicher Regeln, die Betrieben passgenaue Gestaltungsmöglichkeiten zur Begleitung von Strukturwandel und Transformation eröffnen,
- eine Tarifeinigung, die auch für das Jahr 2022 und darüber hinaus gilt und so die Zahlung eines Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung ab dem Jahr 2022 ermöglicht sowie
- die Vereinbarung einer dauerhaften automatischen Differenzierung zur Kostenentlastung für Betriebe in der Krise.
Der Präsident und Verhandlungsführer von METALL NRW, Arndt G. Kirchhoff, sagte im Anschluss an die Verhandlung, dies sei „ein ausgewogener Vorschlag für die Struktur eines Abschlusses zur Tarifrunde 2021“. Die Tarifverhandlungen würden derzeit in einer absoluten Ausnahmesituation geführt. Die Pandemie habe Land und Wirtschaft nach wie vor fest im Griff. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie befinde sich bis auf weiteres in einer außerordentlich angespannten Wirtschaftslage. Die Kalkulationssicherheit für die international vernetzten Unternehmen sei angesichts sich permanent verändernder politischer Entscheidungen durch neue Infektionsentwicklungen im In- und Ausland außergewöhnlich fragil. „Umso mehr brauchen wir jetzt einen Tarifabschluss, der Augenmaß und Optimismus verbindet“, erklärte Kirchhoff. Sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte erwarteten jetzt zurecht verantwortungsvolle und tragfähige tarifpolitische Lösungen mit betriebsnahen Perspektiven und Planungssicherheit.
Es sei eindeutig absehbar, dass die Industrie im laufenden Jahr noch mit den massiven Auswirkungen der Pandemie kämpfen müsse. Zusätzlich stünde die M+E-Industrie vor der Herausforderung gravierender Veränderungen durch die branchenübergreifende Transformation. Beides erhöhe den Druck auf die Beschäftigung. Deshalb müsse jetzt die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze absolute Priorität haben. „Wir müssen den Unternehmen Instrumente an die Hand geben, die es ihnen erleichtern, auch in dieser schweren Wirtschaftskrise die Belegschaften zu halten“, betonte Kirchhoff. Die Verhandlungspartner hätten sich darauf verständigt, noch im Februar über konkrete Modelle zu beraten, die dieses Ziel fördern könnten.
Der NRW-Metallarbeitgeberpräsident bekräftigte seinen Willen, den tarifpartnerschaftlichen Weg aus dem März des Jahres 2020 fortsetzen zu wollen. Vor einem Jahr hätten die Tarifparteien der Sicherung von Arbeitsplätzen den Vorrang gegenüber Entgeltsteigerungen gegeben und auch deshalb für den Krisen-Abschluss viel Zustimmung bei Unternehmen und Beschäftigten erhalten. Das Tarifergebnis habe dazu beigetragen, dass die Beschäftigungssituation trotz zweistelliger Umsatzeinbrüche in der großen Mehrzahl der Betriebe weitgehend stabil geblieben sei. „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, an diesen Erfolg anzuknüpfen“, sagte Kirchhoff. Zugleich warnte er aber davor, jetzt durch falsche tarifpolitische Weichenstellungen Arbeitsplätze zu gefährden.
Die bei einer über das Jahr 2022 hinausgehenden Vertragslaufzeit in Aussicht gestellten Einkommensverbesserungen mit einer Einmalzahlung und einer Tabellenerhöhung seien Ausdruck von Zuversicht, dass viele Unternehmen der deutschen Metall- und Elektroindustrie im Jahr 2022 wieder in normales Fahrwasser kommen. Kirchhoff bezeichnete den Vorschlag als „einen optimistischen Ansatz, der Betrieben und Beschäftigten eine Perspektive eröffnet“. Er fügte aber hinzu, auch in einem Jahr werde nach heutigem Ermessen noch eine Vielzahl von Mitgliedsunternehmen um ihr Überleben kämpfen. Es wäre daher „blinder Optimismus, würde der Tarifabschluss auf diese Betriebe keine Rücksicht nehmen“. Deshalb sehe der Vorschlag der Arbeitgeber zu einer Abschluss-Struktur einen Passus vor, der Unternehmen in der Krise von Zusatzbelastungen automatisch freistelle. „In derart differenzierenden Abschlüssen sehen wir ein Modell für künftige Tarifverträge, die als Element des Flächentarifs die Zukunftsfähigkeit der Tarifautonomie zugutekommen“, erklärte Kirchhoff.